Erster Mensch.
Nachdem Gott, der Schöpfer, auch HErr genannt, lange Zeit als Geist
auf dem Wasser geschwebt hatte, sorgte er für Licht, Himmel und
Erde, Pflanzen, Sonne, Mond und Sterne, Walfische und gefiederte Vögel,
Würmer, Affen und schließlich einen Menschen, der genauso
aussah, wie Gott selbst, obwohl er ihn aus Lehm geformt hatte. Diesen
hauchte er an und nannte ihn A..
Da A. den Auftrag hatte, sich zu vermehren, nachdem er allen Tieren
phantasievolle Namen gegeben hatte, mußte Gott ihm noch aus biologischen
Gründen eine Assistentin beschaffen. Er fertigte diese aus einer
Rippe von A. und nannte das ansehnliche Ergebnis Eva. Danach hatten
alle einen Tag Pause nötig, wozu der Garten Eden, wie ihr Wohnort
hieß, bestens geeignet war. Es gab Obstbäume und schöne
Blumen. Das Wetter war hervorragend und die beiden, wahrscheinlich recht
jungen Menschen liefen splitternackt herum, ohne sich im geringsten
zu schämen. Gott hatte nur den geringfügigen Wunsch geäußert,
man möge nicht von einem bestimmten Apfelbaum essen, den er mit
Baum der Erkenntnis von Gut und Böse titulierte, weil die damit
verbundene Fähigkeit nur ihm vorbehalten sei. Eines Tages jedoch
traf Eva, als sie einmal ohne A. spazieren ging, eine Schlange, die
sprechen konnte, was Eva damals vermutlich noch nicht verblüffte.
Diese Schlange, die eigentlich wohl der Teufel war, teilte Eva ein Geheimnis
mit. Sie deutete an, daß derjenige, der einen Apfel von besagtem
Baum der Erkenntnis von Gut und Böse esse, ein Verständnis
dafür erhalten würde, was es mit der Welt auf sich hat. Neugierig,
wie Eva war und weil Gott gerade nicht in Sichtweite war, drängte
sie A., in einen dieser Äpfel zu beissen, weil sie sich alleine
wohl nicht traute. So probierten sie beide. Als sie die ersten Bissen
Fruchtfleisch gegessen hatten, sahen die beiden erst, daß sie
nackt waren und mußten sich das Blatt eines Feigenbaums besorgen,
um ihre primären Geschlechtsorgane zu verbergen. Als Gott einmal
wieder nach seinen beiden Menschen schauen wollte, bemerkte er, daß
A. versuchte, sich vor ihm zu verstecken. Das deutete darauf hin, daß
er in einen Apfel von dem verbotenen Baum gebissen hatte. Gott wurde
wütend und befahl den beiden unter Gewaltandrohung durch einen
bewaffneten Engel, das Paradies augenblicklich zu verlassen. Dazu sprach
er zornig noch einen Fluch, in dem er gravierende biologische, soziale
und ökonomische Veränderungen für die beiden anordnete:
A. und Eva sollten nicht mehr im Überfluß leben dürfen,
sondern hart arbeiten und A. mußte von nun an versuchen, auf einem
kargen Acker mühsam etwas Eßbares anzubauen, um selber zu
sehen, was für eine Mühe das macht. Eva wurde dazu verdammt,
Kinder nicht einfach so zur Welt zu bringen, sondern durch die Vagina,
was natürlich bestimmt schmerzhaft ist, bedenkt man, wie groß
der Kopf von Neugeborenen schon ist. Die hinterlistige Schlange wurde
gleich mit verbannt. Sie hatte plötzlich keine Beine mehr und sollte
die Menschen zukünftig in die Fersen beissen, wenn sie nicht vorher
totgetreten wurde. Womöglich hat A. Eva schon damals heftige Vorwürfe
wegen der Vertreibung aus dem Paradies gemacht. Auch spätere Generationen
verwiesen noch gerne auf Eva, wenn es darum ging, die weniger geachtete
Rolle der Frau in der Gesellschaft zu begründen.
Wohin A. und Eva nach der Vertreibung zogen, ist ungewiß. Womöglich
ließen sie sich im Nahen Osten nieder. Fest steht jedoch, daß
Eva bald zwei Kinder wie angekündigt unter Schmerzen gebar, die
von ihren Eltern Kain und Abel benannt wurden. Der jüngere Abel
hütete einige Zeit später die Schafherde, während sein
älterer Bruder Kain für den kargen Acker zuständig war.
Wie es damals üblich war, wollten beide Gott einen Teil ihrer Erzeugnisse
opfern, vielleicht aus der Angst heraus, daß dieser sie sogar
von hier vertreiben könnte. Abel benutzte dazu ein Lamm und Kain
versuchte es mit den Früchten des Feldes. Doch Gott verschmähte
das fleischlose Opfer Kains, woraufhin jener sich fürchterlich
geärgert haben muß, denn er erschlug seinen Bruder Abel im
Affekt.
Es ist wohl wahrscheinlich, daß A. und Eva nach diesen beiden
noch etliche weitere Kinder bekamen, denn sie erreichten sicher ein
biblisches Alter. Wenn man allerdings das universelle Inzesttabu bedenkt,
ist unklar, wie danach die nächste Generation zustande kam.
Die gesamte Geschichte von A., seiner Familie und wie es, besonders
im Raum Israel, weiterging, wurde im ersten Kapitel namens Genesis im
religiösen Buch Bibel beschrieben und ereignete sich vor mehreren
tausend Jahren.